
Über «Japanisch Wohnen»
Dieter Joerin
Der Basler Innenausstatter eröffnete vor über dreissig Jahren ein Geschäft für Inneneinrichtung im 1. Stock der Liegenschaft am Gerbergässlein 12 und konzentrierte sich fortan immer stärker auf Japan. Er machte sich mit der Tradition der dortigen Wohnkultur vertraut und knüpfte Kontakt zu japanischen Manufakturen. In seinem Laden verkaufte er Ausstattungsobjekte, die er auf Geschäftsreisen durch Japan erworben oder die in seiner eigenen Basler Werkstatt nach japanischem Vorbild entstanden waren. Jeweils im Herbst gestaltete Joerin thematische Ausstellungen, die auf Beifall stiessen. Sein Unternehmen waltete nie nur als kommerzielle Plattform für kostbare Wohnobjekte, sondern leistete immer auch einen unbezahlbaren, ideellen Beitrag zum Kulturaustausch.
Michèle Heer
Diese Verbindungslinie zwischen Ausstattungsboutique und Kulturaustausch führt Michèle Heer von «Japanisch Wohnen» ab dem Jahr 2020 weiter und entwickelt daraus ein eigenständiges Concept-Store-Projekt. Für Sie, die in Basel Vermittlung in Kunst und Design studiert hat, ist es ein Anliegen, Shopping, Ausstellung und soziale Begegnung gleichzeitig zu ermöglichen.
Im 1F stehen zahlreiche kleinere Designobjekte für jedes Budget bereit. Im 2F hingegen, im Showroom und in der Werkstatt, gibt es ausgewählte Objekte, teils auch Retro- oder antiquarische Objekte und grössere Ausstellungselemente zu entdecken. Die Herstellung und der Verkauf der beliebten Futons wird beibehalten. Im Laden findet man nicht nur typisch japanische Objekte, sondern ein attraktives hybrides Angebot: von lokalen japanischen Designer*innen hergestellte Objekte, sowie in Basel gebrauter Premium-Sojasauce oder etwa von Michèle anhand von Objekten oder Objets trouvés erstellten Kunst-Arrangements und – Installationen; auch künstlerische Events in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen oder Basler Kunst- und Kulturinstitutionen sind für Michèle denkbar. Offenheit ist der Kulturvermittlerin wichtig, und dass es bei einem solchen Projekt auch immer möglich ist, unorthodox vorzugehen: Die meisten Produkte, die man im Laden kaufen kann, sind zwar bei Besuchen bei japanischen Producern in Japan ausgewählt und dort hergestellt worden. Gefällt der Unternehmerin aber ein in ihr Konzept passendes Objekt von einem Schweizer Producer, ist das für sie kein Grund, es nicht in ihr Sortiment aufzunehmen. Als Schweizerin mit japanischen Wurzeln – ihre Mutter stammt aus Japan – hat sie jene kulturelle Offenheit erworben, die daraus erwächst, dass man in sich selbst mehrere Kulturen vereint, sich frei zwischen ihnen zu bewegen gelernt hat und sich auch von ihnen weg und zu immer neuen Konstellationen hin bewegen kann. Ästhetik im Allgemeinen, die Steigerung des Wohlbefindens durch Raumgestaltung, thematische szenographische Arbeit mit Objekten, die Kreation von spezifischen Atmosphären, aber auch die Anregung zum Nachdenken über versammelte Objekte und in welcher Beziehung diese zum Menschen stehen, all diese Bereiche haben Michèle seit ihrer Kindheit interessiert. Sie hat immer wieder Aufenthalte in Japan gemacht und hat sich viel Zeit genommen, die dortige Ästhetik auf sich einwirken zu lassen.